Wenn einer eine Reise tut ... !

lesereise

Mit der Kutsche ist Richard Wagner immer durch Livland gefahren, wenn er Konzerte in St. Petersburg gab. Grund genug, für den in Merseburg beheimateten Richard-Wagner-Zentrum Mitteldeutschland e.V., es ihm mit Flugzeug und Bus gleich zu tun. Gelockt hatte die auch von uns begeistert aufgenommene Aufführung von Wagners Oper „Lohengrin“. Etwas Ähnlichkeit hatte der darin spielende König Heinrich schon mit dem, der in Merseburg als Denkmal steht. Dort, wie generell im Osten, dominierte viel junges Publikum, haben Bildung und Kultur einen großen Stellenwert.
Das kleinste und nördlichste der drei baltischen Länder hat uns sehr beeindruckt. Über Jahrhunderte vom Deutschen und dem Schwertbrüderorden und ihren Nachfolgern beherrscht, endete 1918/19 dort die deutsche Geschichte. Aber auch Dänemark und Schweden und seit 1710 hauptsächlich Russland bzw. die Sowjetunion bestimmten das Schicksal.
So folgten wir allen Spuren im historischen und modernen Tallinn, bis 1918 Reval, auf der Insel Saaremaa, ehemals Ösel, und in Tartu, dem alten Dorpat. Dort befindet sich der Stolz des ganzen Baltikums, die berühmte Universität. Gegründet hat sie 1632 Schwedenkönig Gustav II. Adolf wenige Monate vor seinem Tod bei Lützen. Der Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald studierte und arbeite dort. Er starb 1932 bei Leipzig. Ein Denkmal erinnert an den Deutschen Michael Andreas Barclay de Tolly, General und zeitweiliger Kriegsminister Russlands, der unweit Tartu lebte und in einem Mausoleum begraben liegt. Er führte die russischen Truppen in der Völkerschlacht bei Leipzig und ging bei uns über die Saale, um Napoleon bis Paris zu verfolgen. Alles Geschichte. Tartu ist 2024 Kulturhauptstadt Europas, jung, selbstbewusst und modern. Die Merseburger Gruppe war begeistert. Reisen bildet.

Thomas Krakow
Vorsitzender Richard-Wagner-Zentrum Mitteldeutschland e.V.

www.richard-wagner-zentrum.de